Porzellan ist ein faszinierendes Medium. Es ist erstaunlich leicht, leichter als es oft aussieht. Es ist extrem fest, und gleichzeitig so fragil. Aber es ist in der Herstellung auch sehr schnell "beleidigt". Jede Verformung des noch weichen Stückes, auch wenn sie "behoben wird", taucht nach dem letzten Brand wieder auf. Oder das Stück verformt sich während dieses Brandes, also bei 1230-1250 Grad, im Ofen. Es ist also fast eine Hass-Liebe, die einen treibt, eine stete Herausforderung, all diese Eigenheiten zu umgehen, zu überlisten oder auch sie zu nutzen.
Porzellan ist eine Mischung aus Kaolin, Quarz und Feldspat. Es gibt zahlreiche verschiedene Zusammensetzungen und Zusätze, die seine Eigenschaften verändern. Immer gleich ist aber, dass der formbare Porzellan-Ton nach Formgebung trocknen muss, bevor das Stück im Ofen auf ca 950 Grad Celsius langsam erhitzt wird ("Schrühbrand"). Dabei entweicht die Restfeuchte und es wird stabiler. Es ist dann noch porös und relativ leicht zerbrechlich, jetzt wird es zB geschliffen. Danach wird meist Glasur aufgetragen, für Dekoration und/oder Funktion. Danach wird jedes Stück nochmal gebrannt, von ca. 1230 Grad aufwärts, abhängig von der Porzellan-Art. Dabei schmelzen die einzelnen Bestandteile, im Idealfall nicht gleichzeitig, denn sonst passiert Verformung, und erstarren beim Abkühlen. Das fertige Stück ist nicht mehr porös, Wasser kann also auch ohne Glasur nicht mehr eindringen, es ist jetzt sehr fest und eigentlich fertig. Danach kann es bemalt werden, mit Porzellanfarben, die dann ebenfalls eingebrannt werden müssen, oder mit Gold oder Platin in Lösung. Deren Brände passieren bei ca. 800 Grad, sonst verbrennen Farben oder Gold. Auch Porzellanbodenmarken, wie unsere Narzisse, werden bei dieser Temperatur eingebrannt. Im Laufe des gesamten Prozesses kann vieles schief gehen, die Form hält nicht, die Glasur weist Fehler auf, die Farben kommen nicht wie geplant, oder es fällt und zerbricht. Im Durchschnitt entsteht 20 Prozent Ausschuss.
Drehen? Handformen? Giessen? Aufbauen? Viele Keramiker versuchen, eine der möglichen Methoden als die "Wahre" zu verkaufen. Ich gebe zu, für mich spielt es keine Rolle. Ich wähle diejenige Methode, mit der ich meine aktuelle Fantasie realisieren kann, nicht die Fantasie nach der Methode. Ich giesse gerne wenn ich extrem dünne Tassen machen möchte, die Goldandteller wiederum werden handgeformt. Und Neriage-Arbeiten werden zusammengesetzt und "überformt". Ein weites Land.
Ich werde oft gefragt, ob man die Muster auf unserem Schmuck durch "einfaches Reindrücken der Model" erzeugt. Nein, so einfach ist es leider nicht. Genauer gesagt, ich war mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Denn dabei entstehen an der Oberfläche feine Risse, und beim späteren Ein- und Entfärben bleibt immer Farbe an Stellen zurück, die eigentlich wieder weiss werden sollen. Ich entwerfe zuallererst einen Kunstharz-Prototyp, in dieses wird tatsächlich das Model reingedrückt. Ich bin vorsichtig mit meinen Modeln, die meisten sind über 100 Jahre alt und aus Holz geschnitzt, fast alle an den Rändern "abgenudelt" vom vielen Stoffdrucken und viele zarte Stege zerbrochen. Teil des Design-Prozesses ist es, den Teil des Models zu finden, der für die Größe des geplanten Stücks ein passendes, unzerstörtes Motiv aufweist oder es nachzuarbeiten. Ausserdem muss man immer bedenken, dass Porzellan im Laufe der Brände um bis zu 14% schrumpft, je nach Sorte mehr oder weniger. Man sollte also schon vorher wissen, für welches Porzellan man entwirft.
Vom Kunstharz-Original wird eine Gipsform abgenommen, denn nur Gips hat die Eigenschaft, an den Berührungsflächen aus dem flüssigen Porzellan-Ton Wasser zu saugen. So eine Form kann sehr einfach oder ungeheuer kompliziert, also vielteilig, sein. Nach dem Eingießen des flüssigen Porzellans in die Form entsteht an der Gipsoberfläche eine dichtere, festere Wand aus Porzellan. Der Rest an Porzellan wird wieder ausgegossen. So wird die Wandstärke bestimmt. Nach dem Gießen kann das noch feuchte Stück weiter bearbeitet werden. Und dann trocknet es für den ersten Brand.
- Goldrandteller
- Senf
- Schachbrett-Schale
- Neriage-Eiszapfen